Ein Instrument spielen. Hm. Was bedeutet das eigentlich? Bedeutet das vielleicht, ein Instrument zu „beherrschen“? Und, wenn ja, wann „beherrscht“ man/frau das Instrument? Wenn es keinen mehr gibt, der es besser spielt als ich? Oder schneller? Wenn es keinen gibt, der es genauso spielen kann wie ich? Wenn ich für meine Fähigkeiten bewundert werde? Oder wenn ich Geld damit verdiene? Bin ich dann „fertig“ mit dem Lernen des Instrumentes?

Als ich angfing die Songs für das kommende Album zu schreiben, habe ich wieder festgestellt wie verschiedenartig meine Einflüsse sind. Von vielem, was mir an Klängen so vorschwebt, weiss ich gar nicht, wo es eigentlich herkommt. Vielleicht kommt das aus meiner Tätigkeit in verschiedensten Coverbands. Vielleicht aus meiner generellen Neugier für Musik. Oder von meiner generellen Neugier.

Der Zugang zu Musik aus anderen Kulturkreisen kommt bei mir über die Gitarre. Wir starten zwar alle von unterschiedlichen Punkten aus, aber viele Gitarristen kommen nun einmal vom Rock und Pop. Es ist der Sound von bekannten Songs und die Spieler, die ihn erzeugen, der uns neugierig auf das Instrument macht. Ich habe viele Schüler unterrichtet, die sehr zufrieden damit sind bekannnte Songs nachzuspielen. Natürlich völlig o.k.! Du spielst ein Instrument? Wunderbar!

Mein Interesse ging immer tiefer.
Wieso klingt chinesische Musik so anders als unsere hier? Was ist das für ein Instrument in „Nowhere man“ von den Beatles? Wer schreibt die Songs bei den Beach Boys? Was spielt der Gitarrist von Elvis da? Was ist eine Hindu Tonleiter? Eine persische Skala? Zwölftonmusik? Wie geht klassische Gitarre, Western Swing, Jazz, Blues, Drop D Tuning? Was bedeutet „on top“ oder „laid back“? Manche Wege führen nicht weit, viele öffnen neue Türen. Ein Instrument spielen bedeutet den Strom durchschwommen zu haben, nur um entdecken, dass dahinter ein Meer liegt.

Ein Instrument zu spielen bedeutet Selbstversenkung, in gewisser Weise sogar Meditation. Etwas zu versuchen, und immer wieder und wieder zu versuchen. Nicht aufzugeben trotz manchmal minimalster Fortschritte. Es bedeutet die Auseinandersetzung mit der eigenen Fähigkeit zu „Lernen“, Rückschläge in Kauf zu nehmen zu können um längerfristig Fortschritte zu erreichen. Es bedeutet am Abend den langersehnten Durchbruch bei einem Stück Musik zu schaffen, nur um am nächsten Morgen ein sich völlig fremd anfühlendes Stück Holz in den Händen zu halten, das sein Geheimnis dann doch lieber hochnäsig für sich behalten will.
Die Belohnung für die Mühen ist aber im Spielen selber schon enthalten. Ja, sogar schon im Üben und Lernen. Sie kommt mit jedem neu Gelernten. Sie kommt im Alleine-Spielen, und noch mehr: Im Zusammenspiel mit anderen Musikern! Einen Song, eine Partitur, ein Orchesterstück mit Anderen zum Klingen zu bringen, dieses Gefühl ist einem Nicht-Musiker quasi nicht zu vermitteln. Es hat nichts mit „Erfolg“ zu tun, nicht mit Gewinn oder Sieg. Es ist das Wahrnehmen (aber Aufgeben) des „Selbst“ für das „Wir“, für das „Es“, die Musik, den Sound, den Groove.

Das Instrument wird Dich am Ende immer belohnen. Es ist ein Lebensbegleiter.