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„…ein Album, das man getrost als kleine Sternstunde sowohl des Singer/Songwriter- als auch des Rock-Pop-Genres bezeichnen kann.“ (Rheinische Post 1/2016)

„The Pirate´s son“ – Frühjahrstour 2016

Es ist geschafft! Mit knapp 4.500 Kilometern mehr auf dem Tacho habe ich das neue Album einmal quer durch die Republik vorgestellt.
Ich hatte das Soloprogramm das erste Mal 2015 auf dem Zeltfestival Ruhr getestet, und das erste abendfüllende Konzert in Münster gegeben. Es wurde also logischerweise Zeit für eine Deutschlandtour.

Hier ein kleiner Bericht:

Hamburg:
…oder fast Hamburg: Bargteheide. Silke und Frank laden zum Hauskonzert, und kriegen ein volles Haus hin! In Erinnerung bleiben mir 2 Mädchen, die das ganze Konzert über eine
Tanzperformance vor mir aufführen, und die Musik, die mir der syrische Flüchtling (dem die beiden bei Behördengängen helfen) vorspielt. Coole Musik, die ich noch nicht kannte.

Ich tariere so langsam das gleichzeitige Spiel von Gitarre, Stompbox/Schellenkranz und der Stimme aus. Alles gleichzeitig zu machen ist nicht ganz leicht, zumal viele Songs aus dem Repertoire wegfallen. Sie haben zu viele Nebenmelodien, oder sind rein instrumental, und somit auf Bass/Drums angewiesen. Aber wenn man es einmal hat, ist die Ausdrucksfreiheit enorm.
Was für mich gut funktioniert: Erst einmal die Gitarre und den Gesang sicher haben, dann einen einfachen Beat darunter bauen, und den dann immer weiter verfeinern…bis es irgendwie nach einem Song von mir klingt.

Kiel:
Mittagskonzert, Matinee, oder wie ich es gerne nenne: ZU-FRÜH-Konzert!
Ich kriege ganz langsam Routine im Aufbau des Set-Ups und bin so früh fertig mit dem Soundcheck, dass ich vor dem Konzert noch eine Runde über den Kieler Hafen schaffe, bei knapp 0° C…Super Idee.
Der Club ist voll und die Leute hören zu. Das ist wichtig, denn wenn man ganz alleine spielt, ist man hochkonzentriert. Wenn dann eine Feiergesellschaft den letzten Mallorca-Urlaub noch mal in allen Einzelheiten nachspielt: Good bye, gefühlvolle Performance…
Aber Kiel: you rocked!

Osnabrück:
Das erste Mal in der Lagerhalle, auf Einladung von Heinz Rebellius bei der ‚Grolsch Song Night‘. Heinz´Band (Cliff Barnes and the fear of winning) habe ich früher oft live gesehen, und war schon stolz von ihm eingeladen zu werden.
Die Song Night hat immer 3 Gäste. Ich spiele zwischen Wutke & Faust und der Anna Mitchell Band, die gerade auf Deutschlandtour sind. Und die haben echt Pech: Anna ist total erkältet, und am Nachmittag ist ihnen auch noch der Tourbus in Osnabrück verendet.
Wutke & Faust legen ein grandioses Set hin, und ich denke als ich auf die Bühne gehe: „Na toll, und jetzt du alleine…“. Wenn einen solche Gedanken packen helfen ein paar Psychotricks. Zum Beispiel dass ein paar Leute extra wegen mir angereist sind, unter anderem mein ehemaliger Englischlehrer, der mal zu mir gesagt hat: „Hey Udo, coole Texte, ich habe alles verstanden“…oder, äh… zumindest so ähnlich…

Krefeld:
Jazzkeller, mit dem Trio. Markus Bender am Bass und Heiko Braun an den Drums.
Ich liebe den Jazzkeller. Über die Jahre (wir waren das 7. oder 8. mal da) kommen immer mehr Leute und wir sind mittlerweile knapp vor voll.
Bernard und Jeanette führen den Club astrein!

Peine/Gadenstedt:
Auf Einladung von Jutta Reuting bin ich, nach dem Triokonzert vor 2 Jahren, dieses Mal alleine da. 2 Zeitungsredakteure sitzen im Publikum (wovon ich nichts weiß), und schreiben 2 begeisterte Rezensionen.
Was mir in Erinnerung bleiben wird: In Reihe 1 sitzt ein Herr, der während des Konzertes permanent auf sein Handy guckt und immer wieder etwas schreibt und rauf- und runterscrollt. Das alles mit unbewegter Miene, die er auch beibehält, wenn ich moderiere, einen Schwank erzähle, zum Klatschen animiere. Das stört mich nicht weiter, kennt man ja aus dem Kino. Die Veranstalterin ist nicht so gnädig. Sie kann so etwas nicht leiden, und dann auch noch in Reihe 1.
Das hat der Fotograf wohl auch so gesehen, denn der Herr ist absoluter Bildmittelpunkt in der Printausgabe am nächsten Tag. Ich will nicht wissen, was seine Frau gesagt hat: “ Da bist Du EINMAL mit Bild in der Zeitung, und dann guckst Du auf Dein Handy WÄHREND der Mann auf der Bühne singt… Hermann!“ Oder doch, ich will es doch wissen, was sie gesagt hat…

Berlin:
Mein erstes Mal in Berlin, unter eigenen Namen. Ich bin stolz.
Ich betrete salbungsvoll die Bühne und eröffne mit den Worten:“ Hallo Berlin! Das wollte ich schon immer mal sagen!“ Die 10 Konzertbesucher lachen und klatschen.
Ansonsten: Tolles Konzert in einem Pankower Club. Ich lerne das Wort „Zuspielbox“ und den sächsischen Dialekt des Tontechnikers zu verstehen.
Ab jetzt habe ich knapp 1500 km durch den Süden vor mir.

Fulda:
Hier war letztes Mal der Tour Tiefpunkt, weil einfach kein Mensch zur Show gekommen war.
Das passiert immer mal wieder, und, wie ich inzwischen weiß, nicht nur mir.
Immer wieder kommen, trotz massiver Werbung und Bemühungen, nur einer oder zwei, oder fünf Zuschauer (siehe Berlin). Davon darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sonst darf man gar nicht erst anfangen seine Musik aus der Heimatstadt herauszutragen.
Dieses Mal sind im ‚Backstage‘ aber knapp 30 Leute, und es wird ein toller Abend.
Ich beschließe ihn mit Ralf, dem Clubbesitzer, mit Rotwein und Talk bis um 1:30 Uhr.

Heilbronn:
Nach 5 Stunden Schlaf geht es weiter nach Heilbronn in die Ebene 3.
Eigentlich sollte ich heute in einer ganz anderen Location spielen!
Rückblick: Ich sitze 2 Wochen vor der Tour im Bus der ‚Fantastic Company‘, deren Gitarristen ich gebeten wurde zu vertreten, und checke noch einmal meine Tourtermine.
Als ich zu diesem Samstag komme, sehe ich im Kalender des Clubs eine Rock-Coverband.
Ich halte das für ein Versehen und rufe noch aus dem Bus den Veranstalter an.
Der sitzt gerade in einer Theatervorstellung (mit Handy, siehe Peine), und fällt aus allen Wolken.
Es stellt sich heraus: Sein Laptop mit allen Buchungen und Kontakten wurde ihm geklaut und er hat alles mühsam aus dem Gedächtnis nachkonstruiert. Respekt, nur: Ich bin ihm irgendwie abhanden gekommen.
Was machen? Die andere Band ist gebucht und schon pressemässig weit im Vorfeld angekündigt.
Jetzt machen sich Kontakte wirklich bezahlt. Ich maile die Clubbesitzerin der Ebene 3 in Heilbronn an, ob sie mir aus der Patsche helfen kann, und tatsächlich: Sie bucht mich kurzerhand mit auf ein schon bestehendes Konzert. Ich verdiene hier nichts, aber ich bin dankbar nicht in einem Hotelzimmer herumzusitzen bis zur Sonntags-Show.
Apropos Hotelzimmer: Das Zimmer für Heilbronn buche ich, wie ich das oft mache, selber.
Und dieses Mal geht es in die Hose…Das Zimmer spottet jeder Beschreibung. Es gibt Löcher in den Wänden, dafür aber keine Farbe an derselben. Das Bett (oder Teile davon) kommen mir entgegen und das Ganze macht den Eindruck als würde Norman Bates´ Mutter gleich um die Ecke kommen.
Als ich die Besitzerin darauf anspreche erzählt sie mir die Geschichte ihrer Scheidung und wie ihr Ex-Mann jeden Euro aus dem Hotelbetrieb abpresst, so dass sie den Laden jetzt hinschmeisst. Ich wäre ihr letzter Gast, und morgen ist Schlüsselübergabe an den neuen Besitzer.
Danke für die Vorwarnung. Augen auf bei der Buchung. Obwohl, hatte ich eigentlich. Die Bilder im Internet sahen super aus…

Kulturgewächshaus Birkenried/Gundelfingen:
Ich lehne nach 3 Stunden Schlaf und knapp 2 Stunden Fahrt im Nirgendwo an
meinem Auto und schaue in die Landschaft als ein Jeep mit quietschenden Reifen neben mir hält. Heraus springt eine energische Frau, die mich mit den folgenden Worten anspricht:
„Servus, haben Sie gerade auch die Schüsse gehört?“
Ach, Schüsse waren das. Ja, habe ich tatsächlich. Woher die gekommen wären. Ich deute vage hinter mich. „Da, so ungefähr“.
„Verdammt, da wildert schon wieder einer in unserem Revier…!“
Steigt ein, und fährt mit durchdrehenden Reifen wieder ab…in die entgegengesetzte Richtung, in die ich gezeigt habe… Willkommen in Bayern!
Das Kulturgewächshaus ist mäßig voll, ich bin aber auch zum ersten Mal hier.
Das Umfeld ist traumhaft. Mitten auf dem platten Land ein Biotop mit vielen kulturellen Angeboten, wo die Welt sich die Hand gibt. Künstler aus Kanada, England, U.S.A. spielen hier. Tja, und ich…ich bin wieder da im Februar 2017 und freue mich schon drauf!

Mülheim a.d. Ruhr:
Letztes Konzert der Solo-Tour in der SOL Kulturbar. Ich bin mittlerweile warmgespielt.
Das Konzert ist cool, vor nicht allzu vielen Leuten, aber das ist wohl dem Wochentag (Dienstag) geschuldet. Rolf Gummel schießt tolle Fotos, unter anderem das Titelfoto dieses Blogs, und ich freue mich darauf nächste Woche zwei Shows mit dem Trio zu spielen.
2 Solo-Shows wurden übrigens aufgezeichnet, Mülheim und Gundelfingen. Vielleicht
machen wir noch etwas daraus.

Die beiden Konzerte in Enkirch und Höhr-Grenzhausen mit Heiko Braun und Ralf Metz sind eine sehr schöne Zugabe auf eine tolle Frühjahrstour !

Danke an alle Konzertbesucher, alle Konzertveranstalter, Helfer und ausdrücklich NICHT an die Mutter von Norman Bates in Heilbronn!
Danke fürs Lesen und: Bis bald!
Udo

Foto: Rolf Gummel