Tourlife – Irgendetwas ist schließlich immer…

Wir sind zurück von einer sehr schönen 2 Wochen Tour quer durch Deutschland. Knapp 3.000 Kilometer mehr standen am Schluss auf dem Tacho.
Manche Konzerte waren schon sehr gut besucht, manche noch nicht, aber daran arbeiten wir noch.
Überhaupt ist es so, dass man mit dem Verlassen der Heimatstadt ein bewusstes Risiko eingeht, das aber unumgänglich ist, wenn man mit seiner Musik bekannter werden will.

Da ist zum einen die Promotion. In der Heimatstadt hat man oft gute Kontakte zur Presse, die ja auch oft bereit sind Eigengewächse zu fördern, zum Beispiel mit Konzerthinweisen und Feature-Artikeln dann und wann. Auch Freunde und Bekannte kommen oft zu den Gigs, wenn sie nicht zu weit entfernt stattfinden. Plakate und Flyer kann man zu Hause ja gut selber verteilen.
Wenn Du tourst, sieht das alles komplett anders aus. Wir haben 2-3 Mal feststellen müssen, dass, wenn die Promo vor Ort ausbleibt, auch noch etwas anderes ausbleibt…nämlich der Konzertzuschauer.

Woher sollen die Leute auch wissen, dass die coole Band aus Neuss 🙂 gerade ein Konzert bei ihnen spielt, wenn es nirgendwo steht? Wenn das dann so ist, verlieren beide Seiten, der Konzertveranstalter, und die Musiker. Ich kontaktiere zur Sicherheit oft noch einmal die Zeitung vor Beginn der Tour. Aber ob dann etwas darin steht, kann ich nicht sehen, da ich nicht hineinschauen kann.
Ein Konzert war dann auch mit 4 Zuschauern etwas „unter-besucht“, weil der Veranstalter gar nichts unternommen hat. Was haben wir gemacht? Abgebaut? Ein kürzeres Konzert gespielt? Schlechte Laune verbreitet? Nein! Wir haben ein Konzert gespielt als wären 300 Leute da. Es war seltsamerweise einer der schönsten Abende der Tour.
So haben alle ein wenig gewonnen: Wir haben gespielt UND einen tollen Abend gehabt, und die Leute, die extra für uns gekommen sind, hatten Spaß. Nur die Tourkasse hatte wenig Spaß, aber irgendetwas ist ja immer…

Etwas Unvorhergesehenes weg-zu-organisieren gibt es übrigens auch immer!
So konnte Jan diesen Herbst leider nicht mit, weil er 2 Monate auf der MS Europa um die Welt schippert. Eigentlich kein größeres Problem: Heiko Braun war als Ersatz für ihn vorgesehen. Heiko hatte früher schon einmal ausgeholfen, spielt klasse, und ist auch noch ein sicherer Backroundsänger. Das lief mir also alles zu glatt…:)
So kam dann auch 3 Wochen vor Beginn der Anruf, dass Heiko als fester Drummer bei den Höhnern einsteigen kann, und ab Mitte unserer Tour bei Krautmacher und Kollegen den Takt angeben muss. Ja, das lief definitiv zu glatt.
Aber, es gibt immer eine Lösung. Zum Glück konnte Heiko die komplette Süd-Rutsche noch machen, und für die 2 Konzerte im Norden hat Peter Hensen von der Zed Mitchell Band die Stöcke geschwungen. Dass für das letzte Konzert am 16.11. in der Begegnungsstätte Rindern/ Kleve der Stephan Sagurna (Heino) spielt, weil Peter wieder mit Zed Mitchell unterwegs ist, erwähne ich nicht.

Dass so etwas überhaupt funktionieren kann, erstaunt mich eigentlich selber immer wieder. Der Trick ist aber, alle Songs in Sheets und Noten zu haben, zumindest die Rohversionen. Wir entwickeln die Songs live auch oft weiter. Es hilft also definitiv, wenn der Ersatzmusiker Noten lesen kann, und, ganz wichtig, NICHT auf Autopilot spielt, sondern schaut, wohin die Band marschiert. Ein Noten-, Sheet-Leser ist oft nicht nur von der Songstruktur schneller dabei. Er kann auch eigene Notizen anfertigen, wenn man es nicht mehr im Kopf behalten kann, oder die Zeit zum Auswendiglernen einfach nicht ausreicht.
Wenn man so jemanden als Sub gewinnen, kann, dann hat man auch selber gewonnen. Dann eigentlich auch nichts mehr schief gehen.

Es sei denn, man wacht am Morgen des Tourstarts auf, mit der ersten Erkältung des Jahres auf.
So wie ich. Das lief DEFINITIV zu glatt. Ich habe meine Telefonliste durchgeschaut, ob es jemanden gibt, der mir einigermassen ähnlich sieht, Noten lesen kann, und Zeit hat 2 Wochen zu touren. Am Ende habe ich mir aber gedacht: „Was soll´s, wird schon schiefgehen…und irgendetwas ist ja schließlich immer!“

Danke fürs Lesen und bis bald, zum Beispiel am 16.11. in Kleve…
Udo